In der sogenannten Volksmedizin wurde die Melisse zusammen mit Raute und Tausendgüldenkraut in Branntwein angesetzt „gegen Hysterie und Wollust“; aus Blüten und Blättern bereitete man einen Sud für nichtheilende Wunden, Skorpionbisse und Insektenstiche. Melissensirup süßte die starken, bitteren Mittel bei Darmparasiten, während getrocknete Blätter und Blüten die Bettlaken der Brautmitgift bedufteten.
Melissa officinalis, die echte Zitornenmelisse, ist auch heute noch auf der ganzen Welt eine wichtige Heilpflanze in der Naturheilkunde. Sie wurde auch schulwissenschaftlich mehrfach untersucht (Kommission E, Escop-Monographien[1]). Die Droge besteht aus den Blättern und Blüten, sie enthalten ätherische Öle (0,02 bis 0,8 %), Flavonoide, Phenylcarbonsäuren, Gerb- und Bitterstoffe, Schleimstoffe. Der Phytokomplex, also das Zusammenwirkung aller enthaltenen Substanzen, hängt von der Anbaumethode und der geographischen Lage ab, eine besonders wertvolle Zitronenmelisse wird z.B. in Polen angebaut.
In der Anwendung ist Melissa officinalis vielseitig und verlässlich, es sei denn, man verwendet die passende Extraktion (Tee, alkohischer Auszug, Urtinktur, Flüssigextrakt, ätherisches Öl) und Dosierung. Die wichtigsten Bereiche sind: Nerven-Sinnessystem, rhythmisches System (Herz, Kreislauf und Atmung), Verdauungstrakt und Immunsystem (antiviral).
[1] http://www.arzneipflanzenlexikon.info/index.php?de_pflanzen=37
Auszug aus: Karin Mecozzi, Artikel im “Ernährungsrundbrief”, Arbeitskreis für Ernährungsforschung, Bad Vilbel, Ausgabe Dezember 2018